Dr Schtromschtroß

 

sehr frei nach J.W. von Goethe

Wer schafft noch so schpät bei Nacht und bei Wind
am heiliga Sonndich - des isch ja a Sünd?!
Dr Karle, der werkelt - d'Maschina im Arm,
er hebt se fei sicher - dr Bohrer isch warm.

"Oh Karle, isch dir denn net bang um dr Leib?
Die Schtromleitung macht sich ganz hälinga breit,
verschteckelt im Putz mit elektrischem Saft.
Oh Karle, gib Acht, die hat so viel Kraft."

"I pass scho auf, du brauchsch dr nix denka,
mein 17er-Bohrer, den dua i vosenka
in den schönschten Löchern auf Erda.
Mit meiner ‚Bosch', do macht's Schaffa Freid,
do wird für mi s'Baua zum Zeitvertreib,
ja so ko mei Häusle was werda."

Oh Karle, oh Karle, schier kriagsch oine gwischt.
Dr Schtarkschtrom singt leise verborgen:
"Sei ruhig, sei ruhig und bohre geschwind -
und mache dir sonscht keine Sorgen."

Dr Karle lässt's laufa, er bohrt gwiss net schlecht,
ko dr Eizug schier nimme vowarta.
Er führt seinen Bohrer zum nächtlicha Tanz
und bohrt sich durch Beto samt Schwarta.

"Oh Karle, oh Karle, ja ahnscht du es nicht?
Die Hochschpannung, törichter Tropf!"
"Elektra, geb Ruah! I weiß, was i dua,
mein Kabelplan hab i im Kopf!

I schaff halt so gern, i bin halt a Schwob,
au sonndichs bei Tag und bei Nacht.
Mir schtockt gar des Bluat, wenn i oimol nix dua,
i bin halt zum Schaffa gemacht!"

Dr Karle bohrt weiter, er kennt keinen Halt:
"Und bisch du nicht willich, so brauch ich Gewalt!"
Die Leitung wird blank, das Schicksal schlägt zu,
ein lauter Knall - dann himmlische Ruh.

Dr Karle, der Arme, der schnauft no mol gschwind,
hält gar noch im Arm das elektrische Kind.
Das Loch isch gebohrt mit Mühe und Not -
dr Karle isch bleich - dr Bohrer isch tot!